Wieso neues Acer Notebook mit SSD viel langsamer als 8 Jahre altes mit Festplatte?

pstein
pstein Member Beiträge: 18 Troubleshooter
Vor ein paar Monaten habe ich mir ein neues Notebook gekauft (Acer Swift 3 SF315-52G-83WQ).
Ich hatte nun Zeit, die Leistung mit meinem 8 Jahre alten Samsung-Notebook zu vergleichen.

Zu meiner großen Überraschung ist das neue Notebook ca. 25% LANGSAMER (!) als das alte Notebook.
Und das, obwohl es riesige Unterschiede zwischen den beiden gibt:

- CPU: die neue Intel CPU (=Intel Core i7 8550U CPU) ist 5 Generationen jünger als die alte (=Intel Core i7 3630QM)
- beide CPUs haben 4 Kerne und 8 Threads
- Arbeitsspeicher: neu 16GB vs. alt nur 8GB
- Speicherplatz: neue SSD vs. alte nur Festplatte.
- WinOS: neues Windows 10 vs. altes Windows 7


Zum Vergleich habe ich NICHT eines der vielen Benchmark-Tools verwendet, sondern eine Aufgabe aus dem wirklichen Leben:
Neukodierung eines Videos in dasselbe Video, aber mit niedrigerer Bitrate.
Ich habe das bekannte, weit verbreitete, kostenlose Encoding-Tool "XMedia Recode" verwendet, das auf ffmpeg basiert (=eine GUI).
Natürlich habe ich auf beiden Notebooks die gleiche Encoding-Konfiguration und das gleiche Eingangsvideo verwendet.

Die Encodierzeit beträgt auf dem neuen Notebook ~ 2 Stunden im Vergleich zu 1 Std 35min auf dem alten.

Ich bin verwirrt. Müsste das neue Notebook nicht (viel) schneller sein als das alte?

Ich kann mir zwei Gründe vorstellen: Vielleicht
- drosseln einige BIOS-Einstellungen den Zugriff auf die SSD (oder den Speicher)
oder
- verhindern einige Win 10-Einstellungen die volle Geschwindigkeit

Der Ressourcenmonitor des neuen Notebooks zeigt, dass die durchschnittliche CPU-Auslastung aller 4 Kerne/8 Threads 95% beträgt.
Es gibt also keine CPU-Beschränkungen.

Hat jemand eine Empfehlung für die Beschleunigung des neuen Acer Notebooks?

Antworten

  • UlliT
    UlliT Member Beiträge: 37 Devotee WiFi Icon
    bearbeitet Januar 2022
    Ich frage mich, wo Du dieses alte Acer Notebook noch neu bekommen hast - das müsste ein Modell von 2017 oder 2018 sein...
    Aber das hat mit Deiner Beobachtung natürlich nichts zu tun.

    Tatsächlich ist der neue Prozessor im MultiCore Betrieb kaum schneller als der alte. Der alte darf allerdings 45 Watt verheizen, der neue nur noch 15 Watt.
    Bei identischen Berechnungen wäre also ein ähnliches Ergebnis zu erwarten.
    Unterschiede kann es natürlich beim Kühlsystem geben. Möglicherweise kann das alte Notebook die maximale aufgrund besserer Kühlung (länger) aufrecht erhalten und das neue taktet aufgrund schlechterer Kühlung herunter.

    Normalerweise sollte beim Videoencoding auch der externe Speicher eine Rolle spielen. Warum die SSD sich hier nicht positiv bemerkbar macht, kann ich nicht sagen.
    Mehr Speicher (RAM) beschleunigt einen Rechner niemals grundsätzlich. Zu wenig Speicher kann einen Rechner allerdings ausbremsen. Anscheinend sind für Deine Anwendung 8 GB RAM ausreichend und somit macht sich mehr Speicher nicht positiv bemerkbar.

    Vorteile neuere CPUs sind allerdings auch die darin implementieten Codecs, die dann ohne größere CPU Last eine De-/Encodierung beschleunigen können.

    Dein alter Prozessor konnte nur h264 und AVC. Wenn Du die nutzt, dann hilft die neuere CPU wenig.
    Der neuere Prozessor kann aber zusätzlich h265 / HEVC (8 und 10 bit), VP8, VP9 und jpeg de-und encodieren- VC-1 (nur dekodieren).

    Wenn Du diese Formate nutzt und Deine Software das unterstützt (ffmpeg kann das), solltest Du einen Vorteil haben.
  • Kno63
    Kno63 ACE Beiträge: 15,811 Trailblazer
    bearbeitet Januar 2022
    Hallo,
    hast du in der Systemsteuerung für deine Nvidia MX150 eingestellt, daß das Konvertierungsprogramm über die schnellere Nvidia läuft? Beispiel:


    Die Einschätzung von @UlliT teile ich. Der i7-8550U hat das "U" dabeistehen, weil es ein "Ultra Low Voltage", also ein Stromsparprozessor ist:
    Der hat mit seinen 15 W einen eher niedrigen Basistakt von 1,8 GHz, wird aber beim Konvertieren permanent versuchen den Turboboost von ca. 4 GHz zu halten. Da die Last beim Konvertieren permanent anliegt, ist zu erwarten, daß relativ schnell ein "thermal Throttling", also ein Heruntertakten wg. zu hoher Temperaturen auftritt. Wie bei allen rechenintensiven Aufgaben: Die schnelle SSD nützt dir nichts, wenn eine der anderen beteiligten Komponenten zum "Flaschenhals" wird und damit die ganze Performance einbremst. Dürfte hier der Prozessor sein. Du kannst ja mal während der Konvertierung im Taskmanager nachschauen, ob in erster Linie die  CPU permanent bei 100% Auslastung ist und wie hoch (bzw. niedrig) der ausgeführte Takt nach  z.B. 15 min ist. Beispiel:




    Gruß
    Jochen
    "There's more to the picture than meets the eye ..."
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    Ich bin kein Acer Mitarbeiter!  :-)

  • pstein
    pstein Member Beiträge: 18 Troubleshooter
    bearbeitet Januar 2022
    Danke für die bisherigen Kommenatare.

    Das mit Nvidia muss ich mal ausprobieren.

    Sorry für die explizite Nachfrage:
    Das bedeutet also, dass der Nvida Prozessor nicht nur bei der Bildschirmausgabe (z.B. beim Abspielen eines Videos auf dem Bildschirm) verwendet wird
    sondern auch bei reinen Rechenaufgaben (wie dem re-encoding).

    Richtig?

    Was das Verhältnis CPU zu Memory bzw. SSD anbetrifft dachte ich bisher immer, dass der Speicherzugriff den Engpass darstellt.
    Interessant.

    Ich werde das auch in den nächsten Tagen evaluieren.

    An "falschen" BIOS-Einstellungen (z.B. irgendwelche Taktzyklen) kann das aber demnach nicht liegen?

  • Kno63
    Kno63 ACE Beiträge: 15,811 Trailblazer
    bearbeitet Januar 2022
    >Sorry für die explizite Nachfrage:
    Das bedeutet also, dass der Nvida Prozessor nicht nur bei der Bildschirmausgabe (z.B. beim Abspielen eines Videos auf dem Bildschirm) verwendet wird, sondern auch bei reinen Rechenaufgaben (wie dem re-encoding).<
    Dein Rechner läuft (wie 99% aller Laptops mit dedizierter Nvidia Graka) mit der Optimustechnik.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Nvidia_Optimus
    Bedeutet, die Bildschirmausgabe läuft immer über den Intel Grafikchip, die Nvidia wird nur zum schnellen Rendern "bei Bedarf" zugeschaltet.
    Du hast in der Nvidia Systemsteuerung die ""globalen Optionen", die NVIDIA als bevorzugten Grafik Prozessor zu  wählen,  die interne Intel oder das automatisch steuern zu lassen. Was bei welcher Einstellung für welches Programm dabei herauskommt, kannst du dir in der Nvidia Systemsteuerung anschauen. Es  gibt Anwendungen, wie z.B. die Desktopdarstellung, die immer über den Intelchip laufen, aber bei der Videokonvertierung solltest du für das Programm die Nvidia wählen (falls sie nicht schon automatisch ausgewählt wurde).
    Ich bin mir sehr sicher, daß der Ultra Low Power Prozessor der Flaschenhals ist; der ist einfach nicht für langanhaltend geforderte Höchstleistung gemacht.
    An den Acer  BIOS Einstellungen liegt es sicher nicht, da lassen sich keine Taktzyklen, usw. einstellen! ;-)
    Gruß
    Jochen
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  • Kno63
    Kno63 ACE Beiträge: 15,811 Trailblazer
    Hi,
    weil es mich jetzt doch selbst interessiert hat: Du kannst/musst innerhalb XMedia Recode selbst auswählen, mit welchem Codec, und damit mit welcher Grafik der jeweilige Film konvertiert werden soll. Beispiel: Hier kannst du den Codec auswählen



    Je nach Wahl wird z.B. Intel Quick Sync benutzt:


    oder die Nvidia:


    Gruß
    Jochen
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  • UlliT
    UlliT Member Beiträge: 37 Devotee WiFi Icon
    Wenn Du in Deiner Software einstellen kannst, dass für die Nutzung von Codecs und/oder die allgemeinen Berechnungen die GPU (Grafikeinheit des Prozessors oder der Grafikkarte) genutzt wird, müsste das einerseits die Geschwindigkeit der Konvertierung erhöhen und gleichzeitig den Prozessor entlasten.

    Im Taskmanager kannst Du auch sehen, ob die GPU auch wirklich vom Programm angesprochen wird und mit zu viel Prozent die beschäftigt ist.
    Dabei ist es egal, ob die GPU des Prozessors oder der MX150 genutzt wird...

    Solange Du eine Codec benutzt, den die fest in die CPU integriert ist (siehe mein Posting oben), bringt allerdings die Nutzung der MX150 keinen Vorteil gegenüber der GPU im Prozessor - aber auch keinen Nachteil...
  • pstein
    pstein Member Beiträge: 18 Troubleshooter
    wollte mich zunächst nochmal für die Idden bedanken.

    Zum Vorschlag von @kno vom 10.01.:
    Der EIntrag in den Nvidia Settings hat NULL gebracht.


    Entgegen dem Snapshot im posting ist der standard bei mir "Use global settings (integrated graphics)"
    Habe das dann mal manuell umgeswitcht zu "High performance NVIDIA processor.
    Effekt wie gesagt NULL:

    Aber beim zweiten Snapshot vom 11.01. aus den Einstellungen von Xmedia Recode wurde es interessant.

    Habe bisher immer OHNE "Intel Quick Sync" encodet, da nur bei diesen ein 2-pass AVC H.264 möglich ist.

    Jetzt habe ich mal probehalber auf AVC H.264 (Intel Quick Sync) umgeschaltet und was soll ich sagen:
    Die Encoding Zeit ging von 2h auf knapp 13 Minuten (!!!) runter.

    Wow!!

    Allerdings ist das Encoding nur 1-pass was sich in kleinen Qualitätsverlusten gegenüber 2-pass niederschlägt.
    Das liesse sich wohl mit einer etwas höheren variablen Bitrate (und damit grösseren, resultierenden Video-Datei) kompensieren.
    Für das Video-Encoding ist das also ein dirty Workaround.

    Mit meinem speziellen Benchmark wollte ich aber eigentlich die Leistungsfähigkeit des Systems im Allgemeinen testen.
    Wenn ich also statt Video Encoding irgendwelche umfangreichen mathematischen Simulationsberechnung nehme, dann gibt es dafür keine Hardware-Zusatzfunktion im Chip.

    Damit bleibt es dabei. Die neuere CPU + SSD ist langsamer als die alte CPU mit Festplatte
    :-(

    Ob der "U" Prozessor daran Schuld ist, wage ich zu bezweifeln.
    Wenn ich mir mit dem (kostenlosen) Tool Open Hardware Monitor die CPU Taktfrequenz (Clock) während des Encodings anschaue, dann ist diese beim alten und neuen Prozessor in etwa gleich. Da wird also nichts beim "U" Prozessor heruntergetaktet.

    Ich tippe noch immer auf eine falsche BIOS oder Win10 Einstellung.